Betrieblicher Pflegekoffer: Erfolgsgeschichte geht auf Landesebene weiter
„Wo bekomme ich schnelle Hilfe? Wie kann ich die Pflege und meine Arbeit unter einen Hut bekommen?“ Viele Fragen gehen Mitarbeitenden durch den Kopf, wenn Angehörige plötzlich erkranken oder pflegebedürftig werden. Der „betriebliche Pflegekoffer Münsterland“ hat Unternehmen in mehr als zehn Jahren Ressourcen an die Hand gegeben, um ihren Beschäftigten praktische Hilfestellung zu bieten. Jetzt ist das regionale Erfolgsmodell in das NRW-Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ übergegangen und weiterentwickelt worden. Zusammengefasst sind alle Informationen auf der gleichnamigen Online-Plattform.
Alles begann im Jahr 2010: Damals entwickelte und erprobte das in Dülmen gestartete Projekt PFAU (Pflege-Arbeit-Unternehmen) ein Pflegeinstrumentarium für kleine und mittlere Unternehmen. Die Wirtschaftsförderungen aus dem Münsterland und das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland haben diesen betrieblichen Pflegekoffer immer weiterentwickelt. Vertrauenspersonen aus den Unternehmen erhielten Schulungen für den Umgang mit dem Pflegekoffer und unterstützten Mitarbeitende als so genannte Pflege-Lotsen. „Das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf rückte angesichts des demografischen Wandels immer stärker in den Vordergrund. Unser Ziel war es, Angehörige in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, aber auch Unternehmen bei der Arbeitskräftesicherung zu helfen. Denn nur Arbeitgebende, die ihr Unternehmen pflegefreundlich aufstellen und Mitarbeitenden helfen, schwierige Lebenssituationen zu meistern, können Fachkräfte an sich binden und dauerhaft halten“, erklärt Monika Kübel, die das Projekt bei der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt (WESt mbH) betreut.
Nun geht die Erfolgsgeschichte auf Landesebene weiter. Das Land NRW hat Ende 2022 über das Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf & Pflege“ diesen betrieblichen Pflegekoffer als Grundlage für eine neue digitale Plattform auf Landesebene genutzt. Es richtet sich an Unternehmen, Behörden und Organisationen in Nordrhein-Westfalen mit dem Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für ihre Beschäftigten mit Pflegeverantwortung zu verbessern und gleichzeitig deren weitere Tätigkeit in ihrem Unternehmen als Fachkräfte zu sichern. Das Landesprogramm vernetzt Betriebe zudem mit der Pflegeinfrastruktur vor Ort und vermittelt Kurse zur Qualifizierung von betrieblichen Pflege-Guides, die von der AOK Rheinland/Hamburg und NordWest angeboten werden.
„Im Landesprogramm haben wir uns zur Aufgabe gemacht, regionale Leuchtturm-Projekte, wie zum Beispiel den Pflegekoffer aus dem Münsterland, in die Fläche zu tragen und allen Arbeitgebenden in NRW zur Verfügung zu stellen. Der „Betriebliche Pflegekoffer NRW“ ist eine umfassende Informationsplattform geworden, auf der pflegende Beschäftigte einfach passende Informationen finden“, sagt Greta Ollertz, Projektleiterin im Servicezentrum zum Landesprogramm.
Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege
Unternehmen, die bereits Angebote zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf haben oder sich gemeinsam mit den Mitarbeitenden auf den Weg machen möchten, können am kostenfreien Landesprogramm teilnehmen. In diesem Fall erhalten sie nicht nur Zugang zum Webportal, sondern auch die Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege des Landes NRW und dürfen das entsprechende Siegel, das ihr Engagement als pflegefreundliches Unternehmen nach außen sichtbar macht, öffentlichkeitswirksam nutzen.