Regionale Ansätze und internationale Perspektiven – Fachveranstaltung in Ochtrup zur Azubi-Gewinnung

veröffentlicht am 12. Mai, 2025
Die Referentinnen und Referenten sowie das Orga-Team freuen sich über die positive Resonanz und den guten Austausch (v.l.n.r.): Jannik Pollmann (Pietsch Gruppe), Sascha Dobrowsky (SVA GmbH), Anke Leufgen (IHK), Ingo Walter (Sander Pflege), Christian Holterhues (WESt), Christine Korte (Stadtwerke Steinfurt), Dr. André Böing (IHK), Robert Tausewald (Wirtschaftsförderung Ochtrup), Michael Tirp (VDP Personalvermittlung) und Varvara Leinz (WESt).
Die Referentinnen und Referenten sowie das Orga-Team freuen sich über die positive Resonanz und den guten Austausch (v.l.n.r.): Jannik Pollmann (Pietsch Gruppe), Sascha Dobrowsky (SVA GmbH), Anke Leufgen (IHK), Ingo Walter (Sander Pflege), Christian Holterhues (WESt), Christine Korte (Stadtwerke Steinfurt), Dr. André Böing (IHK), Robert Tausewald (Wirtschaftsförderung Ochtrup), Michael Tirp (VDP Personalvermittlung) und Varvara Leinz (WESt).

Wie gelingt es regionalen Unternehmen aktuell, junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen – und welche Rolle spielt dabei die Rekrutierung aus dem Ausland? Dieser Frage widmete sich am 7. Mai 2025 die Informationsveranstaltung „Gewinnung von Auszubildenden aus dem In- und Ausland“ in der Villa Winkel in Ochtrup. Rund 50 Geschäftsführende, Ausbildungsbeauftragte und Personalverantwortliche aus der Region folgten der Einladung der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH (WESt) und der Wirtschaftsförderung der Stadt Ochtrup.

Bürgermeistern Christa Lenderich begrüßte die knapp 50 Teilnehmenden in der Villa Winkel in Ochtrup.

WESt-Geschäftsführer Christian Holterhues führte durch die Veranstaltung und begrüßte als erstes Ochtrups Bürgermeistern Christa Lenderich, die betonte: „Der Fachkräftemangel betrifft auch Verwaltungen! Wie wollen neue Wege gehen und den Blick über den Tellerrand wagen, denn Menschen aus dem Ausland bringen neue Perspektiven, Ideen und Kompetenzen mit.“

Dass Fachkräftemangel ein branchenübergreifendes Problem ist, wurde auch in der anschließenden Fragerunde mit Unternehmensvertreterinnen und –vertretern und der IHK deutlich: Die Anzahl qualifizierter Bewerbungen von Ausbildungsinteressierten nimmt ab. Viele Unternehmen setzen daher verstärkt auf Praktika, persönliche Kontakte und Kooperationen mit Schulen, um geeignete Auszubildende zu gewinnen. Beispielsweise berichtete Christine Korte (Stadtwerke Steinfurt), dass die besten Azubis über persönliche Kontakte bei Praktika oder Schnuppertagen gewonnen werden. Auch Social Media spiele heute eine zentrale Rolle: „Print ist kein Thema mehr für uns.“

In einer von Christian Holterhues (l.) moderierten Fragerunde zum Thema Azubi-Recruiting tauschten Christine Korte (Stadtwerke Steinfurt), Anke Leufgen (IHK), Jannik Pollmann (Pietsch Gruppe) und Sascha Dobrowsky (SVA GmbH) Erfahrungswerte aus der Praxis aus.

Sascha Dobrowsky (SVA GmbH) betonte, wie schwierig es sei, gute Leute zu finden: „98 % der Bewerbungen sind für uns nicht passend.“ Besonders kritisch sei die Sprachkompetenz bei internationalen Bewerbenden. Trotzdem bleibe die Ausbildung ein strategisches Instrument: „Wir bilden keine Azubis aus – wir bilden zukünftige Kolleginnen und Kollegen aus.“ Jannik Pollmann (Pietsch Gruppe) ergänzte: „Praktika sind für uns auch der beste Weg, um die Ausbildungsreife festzustellen. Vor allem Kooperationen mit Schulen haben sich bei uns sehr bewährt, da Unternehmen dadurch in direkten Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern kommen.“ Anke Leufgen, Willkommenslotsin der IHK Nord Westfalen, berichtete, dass die Anfragen hinsichtlich Auszubildender aus Drittstaaten in letzter Zeit zugenommen hätten. Sie betont: „Wie möchten den Arbeitgebern Mut machen, das Fachkräfteeinwanderungsgesetz für sich auszuprobieren.“

Dr. André Böing (IHK) stelle die rechtlichen Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten im Bereich Azubi-Rekrutierung aus Drittstaaten vor.

Im Anschluss stellte Dr. André Böing (ebenfalls IHK Nord Westfalen) in einem fachlichen Impuls die rechtlichen Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten bei der Rekrutierung von Auszubildenden aus Drittstaaten vor: „Vieles ist in diesem Bereich Neuland. Zum Teil muss echte Pionierarbeit geleistet werden. Es sind einige Unwägbarkeiten dabei – aber auch viele Chancen.“

Wohnungssuche, Fahrrad-Training & Co: Ingo Walter (Sander Pflege GmbH) stellte die beeindruckenden Maßnahmen vor, mit denen sein Unternehmen eine Willkommens- und Integrationskultur fördert.

Mehrere Praxisberichte lieferten anschließend konkrete Einblicke in die Gewinnung internationaler Auszubildender: Ingo Walter (Sander Pflege GmbH) schilderte eindrucksvoll die Aktivitäten seines Unternehmens, das sich seit 2022/2023 verstärkt auf Auslandsrecruiting fokussiert – mit Erfahrungen in Ländern wie Marokko, Kenia, Indien, Türkei, Kosovo, Tunesien und der Ukraine. Um eine Willkommens- und Integrationskultur zu fördern, wurden zahlreiche Maßnahmen initiiert. Besonders herausfordernd sei die Wohnungssuche: „Die Wohnung ist das größte Problem. Wir kaufen Häuser, wir mieten Häuser, wir suchen wie jeder andere auch.“
Auf die Frage, wie viele der aktuellen Auszubildenden aus Drittstaaten nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben werden, antwortete er: „Wir wissen es nicht und sind uns diesem Risiko in unserer Rekrutierungsstrategie bewusst. Wir sind davon überzeugt, dass sich der ganze Aufwand der Integrationsarbeit lohnt – für uns ist dieser Weg alternativlos.“

Personalvermittler Michael Tirp hat sich auf Azubi-Recruting aus Vietnam spezialisiert und gab einen Einblick in seinen Vermittlungsprozess.

Michael Tirp, Unternehmer aus Steinfurt und Gründer der VDP Personalvermittlung, gab Einblicke in die Rekrutierung von Auszubildenden aus Vietnam und betonte: „Man muss sehr gezielt schauen, wen man sich als Partner vor Ort aussucht.“

Frank Tischner (Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf) berichtete über Erfahrungen aus einem Pilotprojekt in Jordanien und forderte eine offenere Haltung in Deutschland: „Wir brauchen eine Willkommenskultur. In Deutschland haben wir einen riesigen Aufholbedarf.“ Gleichzeitig machte er Mut: „Es wird mehr Ressourcen kosten, diese Menschen zu integrieren – aber man gewinnt neue, loyale Mitarbeiter.“

In einem abschließenden Interview mit Christian Holterhues (l.) betonte Frank Tischner (r.), Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf: „Wir brauchen in Deutschland eine WIllkommenskultur!“.

Zum Abschluss betonte Christian Holterhues, dass die WESt den Erfahrungsaustausch der Betriebe zu diesem Thema unterstütze: „In unserer Region gibt es kein Konkurrenzdenken – alle profitieren am Ende von einem ehrlichen Austausch auf Augenhöhe über bisherige Erfahrungen und Chancen.“ Beim anschließenden Imbiss nutzten viele Teilnehmende die Gelegenheit zum persönlichen Austausch und zur Vernetzung.

 

 

 

 

 

 

 

Anschließender Austausch unter den Teilnehmenden

Imbiss im beeindruckenden Foyer der Villa Winkel.

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