Konjunkturgespräch: Wirtschaftsvertreter tauschen sich mit Landrat aus

Dass die mittelständische Wirtschaft im Kreis Steinfurt nach wie vor mit mannigfaltigen Herausforderungen zu kämpfen hat, bestätigte das jetzt durchgeführte Konjunkturgespräch zwischen Landrat Dr. Martin Sommer und Vertreterinnen und Vertretern der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, der Volksbanken und Sparkassen im Kreis, der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt (WVS) und der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt). Bereits seit 2009 lädt der Landrat regelmäßig zu diesem Format ein.
Die Runde thematisierte unter anderem, dass sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges in vielerlei Hinsicht noch immer bei den mittelständischen Betrieben im Kreis Steinfurt bemerkbar machen. So seien die Materialknappheit sowie die steigenden Rohstoffpreise und Energiekosten bei gleichzeitiger Zuspitzung des Fachkräftemangels nur einige der Probleme, mit denen die Mittelständler zu kämpfen hätten. Der Landrat machte deutlich, dass ihm der regelmäßige Austausch mit den Beteiligten daher ein besonderes Anliegen sei. „Offene Gespräche mit allen Akteurinnen und Akteuren tragen dazu bei, die Probleme differenziert zu betrachten und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten“, erklärte Dr. Sommer.
Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, berichtete von der Ausbildungssituation im Handwerk und einer öffentlichkeitswirksamen Kampagne „Das Praktikum“, in der Schülerinnen und Schüler dazu animiert werden sollen, Handwerksberufe über Praktika kennenzulernen. „Das Handwerk ist das Rückgrat unserer Wirtschaft im Kreis Steinfurt. Die Aufnahme von Praktika soll dazu beitragen, auf handwerkliche Berufe aufmerksam zu machen und Ausbildungsstellen zu besetzen“, erläuterte Tischner.
Heiner Hoffschroer, Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt, erläuterte in diesem Zusammenhang, dass viele Unternehmen im Kreis nicht mehr von einem reinen Fachkräfte-, sondern vielmehr von einem generellen Arbeitskräftemangel sprächen. „Wir stellen im Mittelstand fest, dass auch das Thema der Unternehmensnachfolge immer öfter zum Problem wird. Womöglich hängt dies auch mit bürokratischen Hürden und Auflagen zusammen, die die Lust am Unternehmersein schwinden lassen“, so Hoffschroer.
Mut zum Unternehmertum ist im Kreis vorhanden
Christian Holterhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt, berichtete über positive Entwicklungen: „Der Kreis Steinfurt ist mit 1.185 Unternehmensgründungen im Jahr 2022 absoluter Spitzenreiter im Münsterland. Dies zeigt, dass der Mut zum Unternehmertum im Kreis Steinfurt auch nach der Corona-Pandemie noch immer vorhanden ist“, bilanzierte Holterhues.
Für die IHK Nord Westfalen ergänzte Jutta Gogräfe: „Beruhigung bei den Energiepreisen und Entspannung bei den Lieferketten stützen die Industrie. Die Auftragslage ist vergleichsweise noch immer gut. Der Einzelhandel dagegen leidet unter mangelnder Konsumlaune in Folge der nach wie vor hohen Inflation.“
Ralf Hölscheidt, Vorstandsmitglied der Volksbank Ochtrup-Laer, berichtete über die drastisch gestiegene Notwendigkeit von Energieberatungstätigkeiten in Verbindung mit Baufinanzierungen. Dem pflichtet auch Andreas Hartmann, Vorstandsmitglied der Volksbank Münsterland Nord, bei: „Seit März erleben wir eine Stabilisierung im privaten Wohnungsbau. Gleichzeitig erfahren wir einen erheblichen Anstieg an energetischen Beratungstätigkeiten“, fasste Hartmann die aktuelle Situation zusammen.
Ansgar Heilker, Vorstandsmitglied der Volksbank Westerkappeln-Saerbeck, berichtete von der positiven Zinsentwicklung und von einer steigenden Anzahl an Neubauprojekten, die aufgrund von Lieferengpässen und energetischer Hürden stockten. Peter Hensmann, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Steinfurt, informierte abschließend über einen Anstieg von Beratungen für geförderten Wohnbau.
Weitere Themen im Konjunkturgespräch waren die Tatsache, dass der Kreis Steinfurt mit aktuell 4,3 Prozent weiterhin die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in ganz NRW verzeichnet. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften hat indes einen Höchststand von rd. 11.200 erreicht – Grund dafür sind u.a. die Flüchtlingsbewegungen.
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