Konjunkturgespräch im Kreis Steinfurt – Optimistischer Blick in die Zukunft trotz vielfältiger Herausforderungen für den Mittelstand

Die wirtschaftliche Lage stellt viele mittelständische Unternehmen im Kreis Steinfurt weiterhin vor vielfältige Herausforderungen – etwa durch gestiegene Kosten, Lieferengpässe oder durch den Fachkräftemangel. Doch der Ton beim jüngsten Konjunkturgespräch, zu dem Landrat Dr. Martin Sommer Vertreterinnen und Vertreter der Sparkassen und Volksbanken im Kreis, der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt (WVS), der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt) sowie des Jobcenters des Kreises Steinfurt und der Agentur für Arbeit Rheine eingeladen hatte, war keineswegs von Pessimismus geprägt. Vielmehr überwog ein konstruktiver, zuversichtlicher Blick auf die Zukunft.
Bereits seit 2009 bietet das vom Landrat initiierte Gesprächsformat eine wichtige Plattform für den Austausch zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Region. Sommer machte gleich zu Beginn des Gespräches deutlich, dass ihm der regelmäßige Austausch mit den Beteiligten ein besonderes Anliegen sei: „Offene Gespräche mit allen relevanten Akteurinnen und Akteuren tragen dazu bei, Probleme differenziert zu betrachten und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten. Als Kreis Steinfurt unterstützen wir selbstverständlich da, wo wir können.“
Christian Holterhues, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt, berichtete zunächst über einen erfreulichen Höchststand an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Kreis Steinfurt (rd. 172.000) und einer steigenden Investitionsquote im verarbeitenden Gewerbe – ein klares Zeichen für die stabile wirtschaftliche Entwicklung in der Region. Im weiteren Verlauf stellte er die Kampagne „Inklusion Münsterland“ vor, die darauf abzielt, bislang ungenutzte Potenziale auf dem Arbeitsmarkt sichtbar zu machen. „Gerade in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels kann die gezielte Ansprache bislang unterrepräsentierter Gruppen einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des regionalen Arbeitsmarktes leisten“, so Holterhues.
Aus dem Baugewerbe kamen ermutigende Signale: Frank Tischner, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf, berichtete von einer positiven Tendenz in der Branche, die sich spürbar auf zahlreiche Handwerksbetriebe im Kreis auswirke. Besonders erfreulich sei in diesem Zusammenhang die geplante Einführung eines freiwilligen Handwerksjahres. „Damit erhalten junge Menschen die Möglichkeit, praktische Erfahrungen in verschiedenen Gewerken zu sammeln – ein wichtiger Beitrag zur Nachwuchsförderung und zur Stärkung des Handwerks insgesamt“, so Tischner. Das neue Angebot könne nicht nur Orientierung bieten, sondern auch das Interesse an handwerklichen Berufen nachhaltig stärken.
Der Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung für den Kreis Steinfurt, Heiner Hoffschroer, erläuterte, dass im Dienstleistungssektor trotz aller Herausforderungen insgesamt eine positive Grundstimmung herrsche. Diese sei nicht zuletzt auf spürbare Veränderungen in den vergangenen Monaten zurückzuführen. So sorge der Verzicht auf die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung für eine spürbare Entlastung der mittelständischen Betriebe. „Gleichzeitig bleibt das Thema Künstliche Intelligenz von hoher Relevanz: Der gezielte Einsatz entsprechender Technologien kann dazu beitragen, den Fach- bzw. Arbeitskräftemangel in bestimmten Bereichen abzufedern“, so Hoffschroer.
Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen zeichnet sich eine leichte Verbesserung der regionalen Konjunktur ab. Die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich zunehmend auf, die Unternehmen blicken wieder optimistischer in die Zukunft. „Wir beobachten, dass die Zurückhaltung bei Investitionen und Konsum etwas nachlässt. Dies lässt konjunkturelle Impulse erwarten. Das Auslandsgeschäft ist zwar zunehmend schwieriger geworden, hat aber nicht an Attraktivität verloren und bleibt ein wichtiges Standbein“, so die Einschätzung von Geschäftsbereichsleiterin Dr. Jana Burchard im Rahmen des Gesprächs.
Axel Pieper, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Rheine, bewertete die aktuelle Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt positiv. Trotz konjunktureller Unsicherheiten zeige sich der Arbeitsmarkt stabil, bei nach wie vor geringer Inanspruchnahme von Kurzarbeit. Das Beschäftigungswachstum halte weiter an – allerdings mittlerweile ausschließlich durch den zunehmenden Einsatz ausländischer Fach- und Arbeitskräfte. Besonders im Baugewerbe sei ein deutliches Plus an Beschäftigung zu verzeichnen, was die robuste Verfassung dieser Bereiche unterstreiche.
Thomas Robert, Vorstand des Jobcenters Kreis Steinfurt, zog eine gemischte Bilanz zur aktuellen Lage. Zwar konnten die Integrationszahlen im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gesteigert werden, was ein deutliches Zeichen für erfolgreiche Vermittlungsarbeit darstelle. Gleichzeitig verwies Robert jedoch auf die zunehmenden Auswirkungen weltpolitischer Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt. Integrationserfolge werden aktuell insbesondere bei den Personen mit Migrationshintergrund erzielt. „Ziel bleibt es, vorhandene Potenziale frühzeitig zu erkennen und möglichst nachhaltig in Beschäftigung zu bringen“, so Robert.
Andreas Hartmann, Vorstandsmitglied der Volksbank im Münsterland, bewertete die aktuelle konjunkturelle Entwicklung mit verhaltenem Optimismus: „Die Kreditrisiken sind im Vergleich zu den Vorjahren wieder überschaubarer geworden, was für eine gewisse Stabilisierung im Finanzsektor spricht.“ Positiv hob Hartmann zudem die Belebung im Bereich des privaten Wohnungsbaus hervor, was ein Signal für gestiegenes Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher sei. Das Insolvenzgeschehen werde weiterhin aufmerksam beobachtet, sei jedoch derzeit nicht als besorgniserregend einzustufen. Insgesamt hätten sich in den vergangenen Monaten mehrere Stimmungsaufheller gezeigt, die auf eine allmähliche wirtschaftliche Erholung hinwiesen.
Seitens der Kreissparkasse Steinfurt berichtete Vorstandsmitglied Carl-Christian Kamp über Zuversicht hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis. Viele Unternehmen verfügten derzeit über eine solide Liquiditätsbasis und nutzten diese gezielt, um eigenverantwortlich zu investieren und sich zukunftssicher aufzustellen. Auch wenn größere Investitionen aktuell häufiger ins Ausland verlagert würden, sei dies vor allem Ausdruck der strategischen Ausrichtung auf internationale Märkte – ein Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe. Auf Verbraucherseite beobachtet die Kreissparkasse ein bewusstes und vorausschauendes Sparverhalten. „Viele Menschen stellen sich gut auf mögliche Veränderungen ein und handeln mit Weitblick – das ist eine starke Grundlage für finanzielle Stabilität und Vertrauen in die Zukunft“, so Kamp.
Thomas Prochmann, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Rheine, zeigte sich verhalten optimistisch: „Die Zinsentwicklung hat sich zuletzt stabilisiert, was sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte Planungssicherheit schafft.“ Auch die gesamtwirtschaftliche Lage bezeichnete Prochmann als stabil: „Wir sehen derzeit keine Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung.“ Allerdings seien die bisherigen Abschlüsse für das Jahr 2024 leicht rückläufig im Vergleich zu jenen aus 2023, was auf eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen hindeuten könnte.
Von der Stadtsparkasse Lengerich berichtete Vorstandsmitglied Philipp Heinisch von einer spürbaren Belebung im Bereich der privaten Baufinanzierung: „Wir verzeichnen derzeit einen deutlichen Anstieg der Nachfrage, was sich auch in der stark gestiegenen Vermittlung von Immobilien widerspiegelt“, erklärte er. Gleichzeitig beobachte man eine anhaltend hohe Sparquote in der Bevölkerung. „Viele Menschen reagieren auf die anhaltenden politischen Unsicherheiten mit Zurückhaltung bei Konsum und Investitionen“, so Heinisch weiter.
Abschließend zog Landrat Dr. Martin Sommer ein positives Fazit: „Die Lage im Kreis Steinfurt ist wesentlich besser, als es mancher Eindruck vermuten lässt. Unsere mittelständische Wirtschaft zeigt sich sehr resilient und krisenfest, das ist ein starkes Signal. Sicherlich sieht sich die mittelständische Wirtschaft einigen Herausforderungen ausgesetzt, im überregionalen Vergleich schneiden wir im Kreis Steinfurt jedoch gut ab.“ Auch der Arbeitsmarkt präsentiere sich stabil, während der Wohnungsmarkt deutlich anziehe. „Wir sind im Kreis Steinfurt auf einem sehr guten Weg. Unser Kreis ist gut aufgestellt, um zukünftige Herausforderungen erfolgreich zu meistern und den Standort nachhaltig zu stärken“, so der Landrat abschließend.
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