Kreis Steinfurt als Vorreiter im Glasfaserausbau – Region stellt sich künftigen Herausforderungen

Konferenz mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Wettringen
Kreis Steinfurt/Wettringen. Der Glasfaserausbau im Kreis Steinfurt ist ein Erfolgsmodell. Bereits jetzt steht über 90 Prozent der Haushalte und Unternehmen ein Glasfaseranschluss zur Verfügung – im Bundesdurchschnitt sind es 43,2 Prozent, in ganz NRW 40 Prozent.[1] Auf einer Glasfaserkonferenz am Dienstag diskutierten hochranginge Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Zukunft der digitalen Infrastruktur in der Region und in ganz Deutschland. Eingeladen zu der Veranstaltung in der Bürgerhalle Wettringen mit rund 60 Gästen hatte die Kreiswirtschaftsförderung WESt, deren Geschäftsführer Christian Holterhues auch die Moderation übernahm.

Christian Holterhues (Geschäftsführer WESt, l.) leitete die Veranstaltung mit einem Begrüßungstalk mit Wettringens Bürgermeister Berthold Bülltgerds (Mitte) und Landrat Dr. Martin Sommer (r.) ein.
Pionierarbeit für die digitale Zukunft
Hans-Peter Beyer, Referatsleiter Glasfaserausbau im NRW-Wirtschaftsministerium, der als Ehrengast an der Veranstaltung teilnahm, betonte die Bedeutung des Kreises Steinfurt im Bereich Gigabit-Ausbau: „Der flächendeckende Glasfaserausbau ist essenziell für die digitale Zukunft unseres Landes. Ich begrüße es sehr, dass der Kreis Steinfurt hier mit gutem Beispiel vorangeht. Dieses Engagement stärkt nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern dient auch als Vorbild für andere Regionen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland.“
Auch Dr. Martin Sommer, Landrat des Kreises Steinfurt, hob die Vorreiterrolle des Kreises hervor: „Unser Kreis hat frühzeitig die Bedeutung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur erkannt. Mit einer Versorgungsquote von über 90 Prozent zeigen wir, was durch gemeinsames Engagement von Kommunen, Kreis und Anbietern möglich ist. Wir sind stolz darauf, beim Glasfaserausbau eine Vorreiterrolle einzunehmen und hoffen, dass unser Weg anderen als Beispiel dienen kann.“

Die rund 70 Teilnehmenden hatten viel Gelegenheit zum Austausch und Networking.
Innovative Lösungen für die letzten Versorgungslücken
Ein besonderes Augenmerk der Glasfaserkonferenz lag auf den Herausforderungen, die sich aus dem weit fortgeschrittenen Ausbau im Kreis ergeben – Herausforderungen, mit denen andere Landkreise erst in Zukunft konfrontiert werden und die somit Modellcharakter über die Region hinaus haben. Dabei ging es um die Frage, was mit den letzten Prozent an Adressen passiert, die noch keinen Zugang zum Glasfasernetz haben. „Mit einer Glasfaserversorgung von mehr als 90 Prozent der Haushalte und Unternehmen im Kreis Steinfurt sind wir schon sehr weit fortgeschritten, jedoch möchten wir eine Versorgung von 100 Prozent erreichen. Deswegen ist es umso wichtiger, uns bereits heute intensiv Gedanken zu machen, auch die Kleinstlücken zu erschließen“, erläuterte Anna Schulte, Projektleitung Breitband vom Kreis Steinfurt.
„Diese letzten Lücken liegen zum allergrößten Teil nicht im Außenbereich der Kommunen, sondern mitten in den Ortskernen, die eigentlich schon komplett ausgebaut sein sollten. Eine mögliche Ursache hierfür ist eine zu knappe Leitungsreserve im Netz. Das zeigt sich unter anderem daran, dass häufig Neubauten betroffen sind“, so Ingmar Ebhardt, Breitbandkoordinator des Kreises Steinfurt. Damit ist auch klar: Bei steigender Netzauslastung und zunehmender Nachbebauung werden die Probleme in den Ortskernen potentiell größer. Um proaktiv gegenzusteuern, führt der Kreis Steinfurt gemeinsam mit der syte GmbH aus Münster ein innovatives Pilotprojekt durch. Mittels künstlicher Intelligenz werden gezielt Nachverdichtungs- und Bebauungspotenziale im Kernort identifiziert und ortsgenau bestimmt.
„Wir setzen auf innovative Technologien zur Nachverdichtungsanalyse. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können wir automatisiert potentielle Bauflächen im Ort identifizieren und genau bestimmen, wieviel Wohnfläche dort entstehen kann. Die gewonnenen Daten können den Anbietern als Entscheidungsunterstützung für eine nachhaltige Netzplanung zur Verfügung gestellt werden“, erklärte Anika Meisters, Senior Key-Account-Managerin der syte GmbH.
Wettringens Bürgermeister Berthold Bültgerds begrüßte, dass die Gemeinde, Teil dieses innovativen Pilotprojekts ist: „Unser Ziel ist es, allen Bürgerinnen und Bürgern sowie der lokalen Wirtschaft die Teilhabe an moderner digitaler Infrastruktur zu ermöglichen.“
Neben dem Thema Nachverdichtung der Glasfaserinfrastruktur stellte sich auf der Konferenz auch die Frage nach der Zukunft der alten DSL-Kupfernetze. Denn Glasfasernetze sind deutlich leistungsstärker und energieeffizienter. „Langfristig ist die Abschaltung der Kupfernetze die logische Konsequenz“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Stephan Breide von der FH Südwestfalen im Rahmen seiner Keynote. Er ging auch darauf ein, welche Herausforderungen das mit sich bringen würde und welche Hindernisse dieser Entwicklung entgegenstünden. „Ganz wesentlich wird es sein, dass die Kunden beim Wechsel auf die Glasfaser in der Regel die Möglichkeit haben, auch weiterhin bei ihrer bisherigen Wahl zu bleiben. Für diesen „Open Access“ brauchen wir auf allen technischen Ebenen klare Regeln.“

In einer Talkrunde mit Hans-Peter Beyer (Referatsleiter „Glasfaserausbau“ MWIKE NRW), Anna Schulte (Breitbandkoordination Kreis Steinfurt), Prof. Dr. Stephan Breide (FH Südwestfalen) und Christof Sommerberg (Deutsche Glasfaser) ging es u.a. um die Frage, wie es in Zuikunft mit dem Glasfaserausbau in Deutschland weitergeht und vor welchen Herausforderungen die Kommunen dabei stehen.
Perspektiven aus der Wirtschaft
Auch aus Sicht der Telekommunikationsanbieter ist der weitere Ausbau von Glasfasernetzen eine große Herausforderung. Christof Sommerberg, Head of Public Affairs bei der Deutschen Glasfaser, stellte klar: „Der Glasfaserausbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Während wir bereits viel erreicht haben, stehen wir nun vor der Herausforderung, auch die letzten Prozent der Haushalte anzuschließen und zukunftsfähige Lösungen für diese Adressen zu finden. Zugleich müssen wir als Unternehmen aber profitabel sein. Das erfordert Engagement und Kooperation aller Beteiligten. Wir freuen uns sehr über das Engagement und die Impulse aus dem Kreis Steinfurt. Wir haben längst noch nicht alle Probleme gelöst, aber gemeinsam sind wir auf einem guten Weg!“
Mit der Glasfaserkonferenz hat der Kreis Steinfurt ein weiteres Zeichen für die digitale Zukunft gesetzt. Durch innovative Projekte, eine vorausschauende Strategie und den Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zeigt sich einmal mehr: Der Kreis Steinfurt denkt weiter – und setzt Maßstäbe für den Glasfaserausbau in Deutschland.

Die Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Verwaltung sind stolz auf den Vorbildcharakter des Glasfaserausbaus in Wettringen (v.l.n.r.): Berthold Bültgerds (Bürgermeister Wettringen), Anna Schulte (Breitbandkoordination Kreis Steinfurt), Anika Meisters (syte GmbH), Christof Sommerberg (Deutsche Glasfaser), Ingmar Ebhardt (Breitbandkoordination Kreis Steinfurt), Hans-Peter Beyer (Referatsleiter „Glasfaserausbau“ MWIKE NRW), Dr. Martin Sommer (Landrat Kreis Steinfurt), Prof. Dr. Stephan Breide (FH Südwestfalen) & Christian Holterhues (Geschäftsführer WESt).
[1] Quelle kreisweite Versorgung: Eigene Erhebungen, Markterkundungsverfahren 2023 und Fortschreibung durch den Kreis Steinfurt; Quelle bundesweite Versorgung: BREKO Markanalyse vom 10.09.2024; URL: BREKO Marktanalyse
Teilen Sie den Artikel und empfehlen Sie diesen weiter!
Weitere News
Erfolgreiche Infoveranstaltung: Nachhaltiges Bauen als Zukunftschance für Gewerbebetriebe
Wie kann nachhaltiges Bauen im Gewerbebereich erfolgreich gelingen? Welche ökologischen Aspekte spielen beim Neubau eine Rolle – und wie lassen sich diese mit wirtschaftlichem Nutzen verbinden? Diesen Fragen widmete sich die Infoveranstaltung „Nachhaltig Bauen als Gewerbebetrieb“, zu der die Wirtschaftsförderung des Kreises Steinfurt (WESt mbH) gemeinsam mit der Gemeinde Neuenkirchen und dem energieland2050 e. V. ins…
Zukunft unternehmen! Trainerinnen und Trainer für Social Entrepreneurship an Schulen gesucht
Wir suchen Trainerinnen und Trainer für Workshops in Schulen im Kreis Steinfurt, um Jugendliche für Social Entrepreneurship zu sensibilisieren. Das Projekt „Zukunft unternehmen!“ zielt darauf ab, Schülerinnen und Schüler im Kreis Steinfurt für Social Entrepreneurship zu sensibilisieren, sie frühzeitig für innovative, nachhaltige und soziale Geschäftsmodelle zu begeistern und ihnen die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse zu…
Erfolgreiche Gründungsberatung in Neuenkirchen
Das mobile Beratungsangebot für Existenzgründende in Neuenkirchen von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Steinfurt (WESt mbH) ist auf gute Resonanz gestoßen. Mehrere Interessierte nutzten die Gelegenheit, um sich zu Themen wie Geschäftsmodellentwicklung, Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme zu informieren. „Die hohe Nachfrage zeigt, dass in Neuenkirchen großes Interesse an der Selbstständigkeit besteht und viele Menschen mit innovativen…