Gemeinsame Erklärung zum Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur

Grüner Wasserstoff soll einer der zentralen Energieträger werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen vor allem in der Industrie und dem verarbeitenden Gewerbe zu verringern. Das Münsterland und Emscher-Lippe betrachten sich in diesem Transformationsprozess als wegweisende Anwendungsregionen mit einem hohen Anspruch an die technologische Weiterentwicklung. Das haben kommunale Vertreter und mittelständische Unternehmen beim heutigen Wasserstoffgipfel für den Regierungsbezirk Münster in Recklinghausen unterstrichen: In einer gemeinsamen Erklärung pochen sie auf den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und die Unterstützung energieintensiver Branchen beim Umstieg.
Inzwischen verleihen bereits zirka 150 Unterstützer beider Regionen mit ihren Unterschriften der Forderung nach mehr Förderung deutlich Gewicht. Das große Interesse aus dem Mittelstand und aus Kommunen, Verbänden und der Energiewirtschaft schon vor dem heutigen offiziellen Startschuss der Infrastruktur-Initiative werten die Akteure als deutliches Signal an die Politik.
„Wir halten eine intensivere Fokussierung der Nationalen Wasserstoffstrategie auf die regionalen Verteilinfrastrukturen und die Förderung der Wasserstoffnutzung im energieintensiven Gewerbe für unverzichtbar. Dabei sehen wir insbesondere den Bund in der Pflicht“, untermauerte Dr. Jürgen Grüner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH und Sprecher der Wirtschaftsförderungskonferenz Münsterland, in der Talkrunde zum Infrastruktur-Ausbau.
„Flankierend bedarf es gezielter staatlicher Zuschüsse. So lassen sich Wirtschaftlichkeitslücken beim Auf- und Ausbau regionaler Verteilnetze und bei der Wasserstoffnutzung im Markthochlauf ausgleichen und letztlich die Transformation der Wirtschaft in der Breite massiv beschleunigen“, ergänzte Wolfgang Jung, Wasserstoffkoordinator der Stadt Gelsenkirchen, als Vertreter der Emscher-Lippe-Region.
Lars Baumgürtel, Geschäftsführender Gesellschafter der ZINQ-Gruppe, aus Gelsenkirchen beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit den Chancen und Herausforderungen der Energiewende für den energieintensiven industriellen Mittelstand. „Es ist wichtig, dass Wasserstoff nicht als Luxusgut nur der Großindustrie zur Verfügung steht, sondern möglichst allen potenziellen industriellen Anwendern zu möglichst günstigen Kosten“, verdeutlichte er den großen Bedarf und das Potenzial der Wasserstofftechnologie. Ohne politische Unterstützung sei eine Umstellung nicht zu stemmen. Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sei nur ein guter erster Schritt. Allerdings übersteige der Prozesswärmebedarf der energieintensiven mittelständischen Industrie die von der Wasserstoffstrategie vorgesehenen Menge um ein Mehrfaches.
Im Nachgang des Gipfels wollen die Initiatoren weitere Unterstützer gewinnen, um ihrem Vorstoß Nachdruck zu verleihen. Die Erklärung ist im Internet zur Abgabe einer Unterschrift zum Beispiel auf den Seiten der Wirtschaftsförderungen der Kreise abrufbar.
Hintergrund der gemeinsamen Erklärung ist die nationale Wasserstoffstrategie. Einen besonderen Blick richtet diese auf die energieintensiven Grundstoffindustrien. Insbesondere die Stahlerzeugung und die chemische Industrie werden immer wieder explizit genannt. Hinzu kommen Gaskraftwerke, die zukünftig mit klimaneutralen Gasen, wie zum Beispiel Wasserstoff betrieben werden sollen. Der industrielle Mittelstand taucht in der Nationalen Wasserstoffstrategie nicht oder nur am Rande auf. Dabei ist es der Mittelstand, der in Deutschland die tragende Säule des Wirtschaftsstandorts, der Wirtschaftsentwicklung und der gesamtwirtschaftlichen Stabilität bildet.
Der Mittelstand ist bereit, seinen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele und zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zu leisten. Große Teile des industriellen Mittelstands sind dafür genauso wie die Großindustrie auf einen gesicherten und wirtschaftlichen Zugang zu grünem Wasserstoff angewiesen. Ein gesicherter Zugang zu Wasserstoff setzt aber eine entsprechende Transport- und Verteilinfrastruktur voraus. Verschiedene Transportinfrastrukturen werden künftig die Region queren und bei industriellen Großabnehmern, an Kraftwerksstandorten oder an zentralen Erdgas-Verteilknoten enden.
Standorte der mittelständischen Unternehmen liegen in der Regel nicht direkt an diesen Trassen, so dass es einer regionalen Verteilinfrastruktur bedarf. Die derzeitige Fokussierung auf die überregionalen Transportnetze schließt aber in vielen Fällen den Mittelstand von einem zügigen Umstieg auf grünen Wasserstoff aus und gefährdet mittel- bis langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstandes als tragende Säule der deutschen Wirtschaft sowie die Erreichung der Klimaziele in Deutschland.
Der heutige Wasserstoffgipfel für den Regierungsbezirk Münster wurde von der Bezirksregierung Münster in enger Partnerschaft mit der IHK Nord Westfalen und den Wirtschaftsförderungen der Kreise und kreisfreien Städte sowie der Regionen ausgerichtet.
Autor: Martin Rühle | WFM Münster
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