Europa sagt Krebs den Kampf an

Jedes Jahr verlieren in Europa 1,3 Millionen Menschen ihr Leben an den Krebs. Damit steht die Krankheit auf Platz 2 der Todesursachen. Sollte die Politik nichts unternehmen, droht in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten ein Anstieg um knapp ein Viertel – dann wäre Krebs Todesursache Nummer 1. Das will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nicht hinnehmen und hat die Krebsbekämpfung zur gesundheitspolitischen Priorität erklärt. Mit einem ressortumfassenden, milliardenschweren Plan will sie die Mitgliedstaaten bei Vorsorge und Behandlung unterstützen und so den Trend stoppen.

„Leider nimmt die Zahl der Fälle zu“, sagte von der Leyen. „Der Kampf gegen Krebs in Europa ist unser aller Kampf.“ Und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während nur ein Zehntel der Weltbevölkerung in Europa lebt, werden hier ein Viertel aller Krebsfälle verzeichnet. 40 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger haben irgendwann in ihrem Leben mit dieser schweren Erkrankung zu kämpfen. Allein in Deutschland kostet sie jedes Jahr 230.000 Menschen das Leben. Doch Krebs verursacht nicht nur bei seinen Opfern und ihren Angehörigen unsagbares Leid. Er beeinträchtigt auch die Gesundheitssysteme, die Wirtschaft sowie die Gesellschaft insgesamt. Der ökonomische Schaden beläuft sich auf jährlich 100 Mrd. Euro.

Andererseits weiß man heutzutage aber auch, dass bis zu 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermeidbar sind. Das zeigt den großen Handlungsspielraum, um Menschenleben zu retten. Der Plan gegen Krebs ist eine der wesentlichen Säulen einer starken europäischen Gesundheitsunion., die von der Leyen vergangenen November vorgestellt hat. Die Kommission will an allen Stadien der Krankheit ansetzen, von besserer Prävention über mehr Früherkennung, modernen und allgemein zugänglichen Therapien bis hin zur Palliativmedizin und Unterstützung für Krebsüberlebende. Politiker, Beschäftigte im Gesundheitsbereich, Patientenvertreter und Industrie sollen ihre Kräfte bündeln und auch die Bürgerinnen und Bürger einbeziehen.

Vier Hauptaktionsbereiche

Der Plan gliedert sich in vier Hauptaktionsbereiche mit 10 Leitinitiativen und zahlreichen Fördermaßnahmen

Er wird mithilfe der gesamten Palette der Finanzierungsinstrumente der Kommission umgesetzt, wobei insgesamt 4 Mrd. Euro für einschlägige Maßnahmen vorgesehen sind, einschließlich Mitteln aus den Programmen EU4Health, Horizont Europa und Digitales Europa.

  • Prävention durch Maßnahmen zur Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren. Dazu gehören der Tabakkonsum – bis 2040 soll erreicht werden, dass weniger als 5 Prozent der Bevölkerung Tabak konsumieren –, schädlicher Alkoholkonsum, Umweltverschmutzung und Exposition gegenüber gefährlichen Stoffen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Kampagne „HealthyLifestyle4All“ gesündere Ernährung und mehr Bewegung gefördert. Um durch Infektionen verursachte Krebserkrankungen zu verhindern, sieht der Plan vor, dass bis 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen-Zielpopulation in der EU geimpft werden und bei den Jungen eine deutliche Steigerung der Impfzahlen erreicht wird.
  • Früherkennung durch Verbesserung des Zugangs zu und der Qualität von entsprechenden Verfahren sowie der Diagnostik. Außerdem sollen die Mitgliedstaaten dabei unterstützt werden, bis 2025 für 90 Prozent der für eine Brustkrebs-, Gebärmutterhalskrebs- bzw. Darmkrebs-Früherkennung infrage kommenden EU-Bürgerinnen und -Bürger Vorsorgeuntersuchungen anzubieten. Um dies zu erreichen, wird ein neues, von der EU unterstütztes Krebsvorsorgeprogramm vorgelegt.
  • Diagnose und Behandlung, und zwar vor dem Hintergrund von Maßnahmen, die eine besser integrierte und umfassende Versorgung von Krebskranken gewährleisten und gegen Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Versorgung und hochwertigen Arzneimitteln vorgehen. Bis 2030 sollten 90 Prozent der betroffenen Patientinnen und Patienten Zugang zu nationalen onkologischen Spitzenzentren haben, die über ein neues EU-Netz vernetzt sind. Darüber hinaus wird bis Ende 2021 eine neue Initiative „Krebsdiagnostik und Behandlung für alle“ eingeleitet, die dazu beitragen soll, den Zugang zu innovativen Krebsdiagnosen und -behandlungen zu verbessern. Die Europäische Initiative zum Verständnis von Krebs (UNCAN.eu) wird dazu beitragen, Personen mit hohem Risiko für häufige Krebsarten zu ermitteln.
  • Verbesserung der Lebensqualität von Krebskranken und Krebsüberlebenden. Zu diesem Bereich gehören die Themen Rehabilitation, wiederauftretende Tumore, metastasierte Erkrankung sowie Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration und der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz. Es wird eine Initiative „Besseres Leben für Krebskranke“ ins Leben gerufen, deren Schwerpunkt auf der Nachsorge liegt.

Außerdem wird zur Unterstützung von neuen Technologien, Forschung und Innovation ein neues Wissenszentrum für Krebs gegründet, das auf EU-Ebene zur Koordinierung wissenschaftlicher und technischer Initiativen gegen Krebs beitragen soll. Es wird eine europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin auf den Weg gebracht, die die Entwicklung neuer computergestützter Instrumente zur Verbesserung von personalisierter Medizin und innovativen Lösungen fördern soll.

Mit dem Start der Initiative „Hilfe für Kinder mit Krebs“ wird ein besonderes Augenmerk auf Kinder gerichtet. Es soll sichergestellt werden, dass sie Zugang zu einer schnellen und optimalen Früherkennung, Diagnose, Behandlung und Versorgung haben. Schließlich wird 2021 zur Ermittlung von Trends, Unterschieden und Ungleichheiten zwischen den Mitgliedstaaten und Regionen ein Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung eingerichtet.

Hintergrund

Im Jahr 2020 wurde bei 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union Krebs diagnostiziert, und 1,3 Millionen Menschen sind dieser Krankheit erlegen.

Europas Plan gegen den Krebs ist eine tragende Säule der europäischen Gesundheitsunion, die Präsidentin von der Leyen im November 2020 zusammen mit der Forderung nach einer sichereren, widerstandsfähigeren und besser vorbereiteten Europäischen Union vorgestellt hat.

Die EU bekämpft den Krebs schon seit Jahrzehnten. Ihre Maßnahmen, insbesondere zur Eindämmung des Tabakkonsums (die Kommission hat heute eine neue Erhebung über die Einstellung der Europäerinnen und Europäer zu Tabak und elektronischen Zigaretten veröffentlicht) und zum Schutz vor gefährlichen Stoffen, haben viele Menschenleben gerettet und verlängert. Der letzte umfassende europäische Aktionsplan zur Krebsbekämpfung stammt jedoch aus den frühen 1990er Jahren. Seitdem wurden in der Krebsbehandlung erhebliche Fortschritte erzielt, insbesondere durch die Unterstützung von Forschung und Entwicklung aus dem EU-Haushalt.

Krebs beeinträchtigt nicht nur schwer das Leben der Patientinnen und Patienten und ihres Umfelds, sondern auch unsere Gesundheitssysteme, unsere Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt. Die gesamten wirtschaftlichen Folgekosten von Krebs werden in Europa auf mehr als 100 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.

Ohne entschlossenes Handeln dürfte die Zahl der Krebsfälle bis 2035 um 25 Prozent ansteigen, sodass Krebs zur häufigsten Todesursache in der EU wird. Zudem ist die COVID-19-Pandemie nicht ohne gravierende Folgen für die Krebsversorgung geblieben: Behandlungen wurden abgebrochen, Diagnosen und Impfungen haben sich verzögert und der Zugang zu Arzneimitteln wurde behindert.

Weitere Informationen:

Fragen und Antworten

Mitteilung – Europas Plan gegen den Krebs

Anhang der Mitteilung zu Europas Plan gegen den Krebs

Informationsblatt

Website zu Europas Plan gegen den Krebs

Eurobarometer-Erhebung zum Thema Tabakkonsum

EU-Strategie zur Krebsbekämpfung