Die Realität erweitern: Veranstaltung auf dem Steinfurter Campus der FH Münster bringt Chancen und Nutzen von AR- und VR-Technologien näher
Die Besucher des GRIPS III-Gebäudes auf dem Steinfurter Campus der FH Münster haben ihren Blickwinkel erweitert – und die vielen Möglichkeiten der sogenannten Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) kennengelernt. Bei der Infoveranstaltung „#Chefsache Digitalisierung: AR-/VR-Technologien – Nutzen, Chancen und aktuelle Förderprogramme für Unternehmen“ der Initiative TRAIN und der WESt mbH stellten Experten aus der Forschung und der Anwendung die Technik vor und stießen dabei auf offene Ohren bei den Besuchern.
Es war die erste #Chefsache-Veranstaltung, die in diesem Jahr in Präsenz durchgeführt konnte. Coronakonform waren 20 Gäste zum GRIPS-Gebäude zugelassen, die, bis sie ihre Plätze einnahmen, Mund-Nase-Bedeckungen trugen. Doch es war eine andere Art Kopfbedeckung, die bei der Veranstaltung im Mittelpunkt stand – und die trug André Grothus vom Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation: Mit einer AR-Brille blickte er in den Raum und demonstrierte gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Rieke, welche Chancen und Potenziale darin liegen, die Realität mit dieser neuen Technik zumindest am Bildschirm zu erweitern.
Die Augmented Reality ermöglicht es, am Tablet oder Smartphone Gegenstände detailgetreu in einen Raum zu projizieren und mit ihnen zu arbeiten. Dies birgt Möglichkeiten für Firmen, um etwa ihren Kunden die Produkte näher zu bringen oder um vom Techniker Unterstützung per Fernwartung zu bekommen. „Es schafft deutlich mehr Klarheit und reduziert damit auch Fehler, wenn man neben dem Audiokanal zusätzlich eine visuelle Unterstützung erhält“, brachten es Rieke und Grothus auf den Punkt und demonstrierten, was das im Klartext bedeutet.
Über die AR-Brille konnte Grothus Prof. Rieke anrufen und ihn exemplarisch um Hilfe bitten, wenn er zum Beispiel einen Schrank reparieren wolle. Rieke bekam Grothus‘ Sichtfeld auf den Bildschirm gelegt und konnte seinerseits am Schrank markieren, was sein Kollege als nächstes zu tun hätte. Dies ermöglicht Firmen, auf aufwändige Reisen ins Ausland zu verzichten, um etwa bei Kunden in Übersee Geräte und Maschinen zu warten – stattdessen könnte der Techniker dies so vom Arbeitsplatz erledigen und den Kollegen vor Ort Anweisungen per Anruf, Brille und Bildschirm geben.
Doch damit nicht genug: Die AR-Apps können Geräte erkennen und dazu die passenden Ersatzteile per Online-Shop direkt verfügbar machen. „Damit können Hersteller die Kundenbindung erhöhen und darauf einwirken, dass Originalteile beschafft werden“, verdeutlichte Rieke. Beim Einbau der beschafften Teile oder bei der ersten Inbetriebnahme von Maschinen können Erläuterungen und Handlungsanweisungen zur Wartungstätigkeit ins Sichtfeld eingeblendet werden. Wenngleich der Schwerpunkt des Vortrags auf AR lag, gaben die beiden Fachmänner auch einen kurzen Einblick in die Virtual Reality, mit der sich Nutzerinnen und Nutzer gar in einer komplett virtuellen Welt bewegen können. In dieser digitalen Umgebung können sie sich zum Beispiel in das neue Modell eines Autos setzen oder lernen, wie man eine Maschine repariert.
Was möglich ist, demonstrierten im Anschluss Berenice und Bernd Terwey von der Emsdettener Firma AVK Terwey. Sie entwickeln mobile AR-Apps, mit der Unternehmen zum Beispiel ihre Produkte am Bildschirm in den Raum projizieren können. Wie sähe etwa ein Ofen in der Ecke des Seminarraums oder ein Fernseher an der Wand aus? Ein Wisch mit dem Finger auf dem Tablet macht es möglich und schon landet das digitale und detailgetreue Objekt im Raum. Das sorgte für Staunen bei den Besuchern im GRIPS III, die für verschiedene Firmen aus der Region angereist sind und nach dem Vortrag noch einige Fragen an die AR-Experten hatten.
Im Anschluss stellte Stefan Adam von der Initiative TRAIN der TAFH Münster zudem die Förderprogramme „Digital jetzt“ und „Mittelstand Innovativ & Digital“ vor: Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Land NRW die Förderquoten für „Mittelstand Innovativ & Digital“ bis zum 31. Dezember erhöht, sodass eine 60 bis 80 prozentige Förderung für Digitalisierungs- und Innovationsmaßnahmen möglich ist.
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